Geschichte
Ein Blick hinter die Gefängnismauern
Während der Festwoche „200 Jahre Zuchthaus Untermaßfeld“ im Jahr 2013 wurde das Zuchthausmuseum feierlich eröffnet, das in einigen Räumen in der JVA untergebracht ist. Nun öffnen sich für interessierte Besucher dessen Türen regelmäßig.
Untermaßfeld – Wie geht es zu hinter Stacheldraht oder der moderneren Wand aus Plexi-
glas? Was stimmt von den Klischees, die oft im Gespräch sind? Sicher – an das Burgverlies oder die Dunkelzelle bei Wasser und Brot glaubt kaum noch jemand. Ist es aber, wie mitunter behauptet, der Luxusaufenthalt, mit Tischtennisraum und Fitnessstudio, mit Fernsehen und Bibliothek, bei dem es den Gefangenen besser geht als so manchem „da draußen“?
Ein Blick hinter die Gefängnismauern, Einblick in die Welt „da drinnen“, bleibt jedem erspart, sofern er nicht mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Nun ist erstmals ein Blick „in diese andere Welt“ möglich. In einem Museum, das in dieser Form in Deutschland eine Einmaligkeit darstellt, nirgendwo anders ein zweites Mal existiert.
Im Zuchthaus-Museum, direkt in den Räumlichkeiten der Justizvollzugsanstalt Untermaßfeld eingerichtet, kann sich von März bis November an jedem zweiten Sonnabend im Monat jeder ein eigenes Bild vom modernen Strafvollzug machen. Mehr noch, er kann anhand von reichlich dokumentarischem Material sehen, wie sich die Justiz in den letzten 200 Jahren entwickelt und verändert hat.
Wie sah der Strafvollzug im Jahr 1813 aus, nachdem Herzogin Louise Eleonore von Meiningen am 10. November 1812 angewiesen hatte, im Schlosse zu Maßfeld eine Arbeits- und Zuchthausanstalt einzurichten und am 17. Juli 1813 die ersten Gefangenen eingeliefert worden sind. Wie hat er sich weiterentwickelt oder verändert in den Jahrzehnten nach dem Herzogtum? Im deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich, im Nachkriegsdeutschland und in Zeiten der DDR? Und welche Bedingungen gibt es für die Gefangenen heute im Freistaat Thüringen in der Bundesrepublik Deutschland?
Uwe Bornkessel, Vollzugdienstleiter in der JVA, war und ist sicher der Motor dieses interessanten Vorhabens. Seit Jahren befasste er sich in vielen Stunden seiner Freizeit mit der Geschichte des Strafvollzuges im Allgemeinen und der der JVA Untermaßfeld im Besonderen. Nach einer ersten Ausstellung vor zehn Jahren hat er für die Forschungen weitere Gleichgesinnte gesucht, um die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, und mit ihnen extra dafür einen Verein gegründet. Die Mitglieder des Burg- und Heimatvereins Untermaßfeld e.V. werden das Museum auch künftig betreuen, wenn es ab 8. März 2014 regelmäßig seine Pforten öffnet.
In nunmehr zehn Räumen werden auf einer Ausstellungsfläche von rund 260 Quadratmetern weit über eintausend historische Dokumente, Kleidungsstücke, Einrichtungen der Zellen in den unterschiedlichen Zeitepochen und viele weitere geschichtlich wertvolle Belege gezeigt. Ein Verließ, eine Folterkammer mit Schafott und Streckbank, mit einem Marterstuhl und einem Pranger werden sicher die Blicke der Besucher auf sich ziehen.