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Wir über uns

Bereits im Jahr 2003 hatte es in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Untermaßfeld eine Ausstellung Die 15 Gründungsmitglieder unseres Vereins vom 17.7.2006über deren Geschichte gegeben, die vor allem von Vollzugsdienstleiter Uwe Bornkessel gestaltet worden ist.

 

Anlass war das 190-jährige Bestehen der JVA im Gebäude der alten Wasserburg von Untermaßfeld. Das Jubiläum wurde jedoch eher intern in der Belegschaft gefeiert, ohne große Anteilnahme der Öffentlichkeit.

 

Getreu dem Vorhaben der Justiz im Freistaat Thüringen, künftig mehr Transparenz zu zeigen, um dadurch Vorurteile gegenüber dem Strafvollzug abzubauen und Verständnis für die Probleme der Justiz zu schaffen, hatte sich Uwe Bornkessel vorge-nommen, das 200-jährige Jubiläum im Jahr 2013 mit großer Öffentlichkeit, gemeinsam mit den Einwohnern des Ortes zu feiern.

 

Sowohl die Ausstellung sollte erweitert werden, als auch die Veranstaltungen vielfältiger werden. Beides jedoch ist nur mit einem Team zu schaffen und nicht als Einzelperson, war sich Uwe Bornkessel sicher. Er suchte interessierte Mitstreiter im Ort – und fand sie. Bürgermeister Albrecht Schmidt war zur Mitarbeit bereit und weitere Bewohner von Untermaßfeld. Es gab mehrere Treffen in den ersten Monaten des Jahres 2006, ehe am 17. Juli 2006 die offizielle Gründungsveranstaltung stattfand. Das Datum war nicht zufällig gewählt – am 17. Juli 1813 waren die ersten Gefangenen in die damalige Arbeits- und Zuchthausanstalt eingezogen.

 

Fünfzehn Personen trugen sich in die Gründungsurkunde des Vereins ein, der sich den Namen Burg- und Heimatverein Untermaßfeld gab. Es waren dies Martin Rohner, Rolf Pohland, Wolfgang Swietek, Harry Steinbrich, Albrecht Schmidt, Ralf Pohland, Andreas Amthor, Dr. Jürgen Plötner, Renate Bauer, Olaf Filler, Carmen Filler, Marcel Knapp, Gerhard Knapp, Dr. Hermann Fickel und Uwe Bornkessel.Gründungsmitglied Wolfgang Swietek schrieb dazu in der Tageszeitung FW Meininger Tageblatt in der Ausgabe vom 26. Juli 2006:

 

Es geht ums Wasserschloss und noch vieles mehr

Untermaßfeld – Die Formalitäten sind auf den Weg gebracht, die Unterschriften der Gründungsmitglieder geleistet, der Antrag auf Eintragung ins Vereinsregister gestellt. Juristisch gesehen gibt es damit seit vergangenem Montagabend den „Burg- und Heimatverein Untermaßfeld“.

 

Sie sind ganz schön mutig, die fünfzehn Untermaßfelder – dreizehn Männer und zwei Frauen – die seit einigen Monaten die Vereinsgründung anstrebten, sie vorbereiteten und nun vollzogen. Mutig, denn der Ort hat weder ein Backhaus, noch ein Brauhaus. Und damit auch keine einschlägige Tradition, auf die sich andere Heimatvereine stützen. Es gibt keinen ortstypischen Berufszweig wie die Glasbläser in Lauscha oder die Spielzeugmacher in Sonneberg.

 

Es gibt keine überlieferte ortstypische Tracht wie in Vachdorf oder Exdorf, auf die sich Tanzgruppen oder Trachtenvereine stützen. Es gibt noch nicht mal den „typischen Untermaßfelder“ an sich, weil aus mehreren Gründen die Fluktuation hier größer war als anderswo, immer wieder Neue zugezogen sind und andere weggingen. Worauf also eine Tradition gründen?

 

Lohnenswerte Aufgabe

Es gibt hier etwas, das kein anderer Ort im Landkreis aufzuweisen hat – und mag es noch so sarkastisch klingen – es gibt den „Knast“. Sie haben sich längst an die Frage gewöhnt – wenn sie anderswo Untermaßfeld als ihren Wohnort angeben – ob sie vor oder hinter der Mauer wohnen.

 

Und sie haben in fast 200 Jahren mit dem „Knast“ zu leben gelernt. In Zeiten, da der Bau Gefängnis hieß, Strafvollzugsanstalt und jetzt Justizvollzugsanstalt. Die Wachmänner wohnten, wohnen im Ort, ob sie nun Untermaßfelder oder Zugezogene waren oder sind. Und die Gefangenen sitzen längst nicht nur hinter ihren „schwedischen Gardinen“, kommen zu Arbeitseinsätzen auch ins Freie und haben so zumindest Sichtkontakt zu den Untermaßfeldern.

 

Allein diese fast 200-jährige Geschichte des Strafvollzugs aufzuarbeiten, wäre eine immense aber lohnenswerte Aufgabe, wie Uwe Bornkessel weiß. Selbst seit vielen Jahren als Vollzugsdienstleiter in der Untermaßfelder Anstalt tätig, interessiert ihn die Geschichte des Gebäudes nicht nur aus beruflichem Interesse. Als kurz nach der Wende von einer Schließung des Gefängnisses die Rede war, später dann die sechs Meter hohe Mauer gebaut werden sollte, rumorte es im Ort.

 

Eine Bürgerinitiative hatte sich gegen den „Mauerbau“ gebildet. Justizvollzugsanstalt und Gemeinde standen sich feindselig gegenüber. Diese Konfrontation hat Uwe Bornkessel geärgert. Weil sie seiner Meinung nach auf mangelnder Kommunikation beruhte. Er war damals der Meinung – und ist es noch heute – es geht nur gemeinsam und nicht gegeneinander.

 

Vorstandswahl

Seiner Initiative ist es im Wesentlichen zu danken, dass sich dieser Verein gegründet hat, dessen Mitglieder ihn am Montag zu ihrem ersten Vorsitzenden gewählt haben. Mit seinen Recherchen, die er zum Jubiläum „190 Jahre Strafvollzug in Untermaßfeld“ im Jahr 2003 geleistet hat, bringt er einen Grundstock in die künftige Arbeit des Vereins ein.

 

Die Ausstellung, die er damals federführend erarbeitete, gilt es zu bewahren und weiter zu vervollkommnen. Das wird eines der Ziele des Vereins sein. Vor allem die Suche nach einer Lösung, diese Ausstellung den Einwohnern und Besuchern des Ortes ständig zugänglich zu machen, was in den bisherigen Räumen in der Anstalt nicht ermöglicht werden kann.

 

Untermaßfeld als Vorbild

Was diese Ausstellung deutlich macht, ist faszinierend. Wer weiß schon, dass zu vielen Zeiten in der Untermaßfelder Anstalt so fortschrittliche Leiter tätig waren, dass von ihnen eingeführte Neuerungen später bundesweit Schule machten. Dass Untermaßfeld Ausgangspunkt für geschichtliche Veränderungen in ganz Deutschland war.

 

Dass im Strafvollzug aus dem einfachen „Wegsperren“ eine Vorbereitung für die „Zeit danach“ wurde, also Resozialisierung im besten Sinne betrieben worden ist, dass körperliche Züchtigungen im Strafvollzug verboten wurde – nur zwei der Dinge, die von Untermaßfeld ausgingen und zum Standard in ganz Deutschland wurden.

 

Doch das ehemalige Wasserschloss in Untermaßfeld, entstanden aus der Wasserburg der Grafen von Henneberg im 12. Jahrhundert, ist weit älter als die Zeit der Nutzung als Gefängnis. Auch die Zeit „davor“ gilt es noch gründlicher zu erforschen, ist es doch der größte Bau des Ortes und in seiner Geschichte zweifelsfrei das für den Ort wichtigste Bauwerk.

 

Und dann ist da noch die Kirche, deren heutiger Bau im Jahr 1709 errichtet worden ist, die also in drei Jahren ihr 300-jähriges Bestehen feiern kann. Auch dass dieses Gotteshaus in den Jahren des Dritten Reiches traurige Berühmtheit erlangte – als die Kirche, die in Thüringen mit Abstand die größten Veränderungen im Sinne der Nationalsozialisten vollzog (statt religiösen Figuren „schmückt“ seitdem ein steinerner Soldat das Kircheninnere) – soll bei der Geschichtsaufarbeitung nicht ausgeklammert werden.

 

Helfer sind willkommen

Der Themenkatalog der möglichen Ziele, den die Gründungsmitglieder erarbeitet haben, ist lang. Da gehört die Geschichte der Wasserburg / Zuchthaus und der Kirche genauso dazu wie Geschichte und Brauchtum des Ortes. Das Schulwesen und das Handwerk und die Gewerbetreibenden in der geschichtlichen Entwicklung, die Geschichte des Sports und der anderen Vereine. Die Landwirtschaft im Wandel der Zeiten, die Bedeutung der Flurnamen und die Geschichte der Fischerei wollen sie erforschen, Untermaßfelder Originale und Persönlichkeiten nicht in Vergessenheit geraten lassen.

 

Das und vieles mehr. Ein anspruchsvolles, aufwändiges Programm. Doch eines dürfte zweifelsfrei feststehen – bleiben die fünfzehn Gründungsmitglieder allein, werden sie scheitern oder eben nur Bruchstücke ihrer Ziele erreichen können. Sie sind auf Mithilfe weiterer Untermaßfelder angewiesen, die sich mit diesen Zielen anfreunden können und gern selbst einen Beitrag dazu leisten wollen. Dabei ist Hilfe in jeder Art willkommen. Ob als ständige aktive Vereinsmitglieder oder auch nur mit einer Zuarbeit auf einem Gebiet. Ob mit dem Überlassen alter Fotos oder einer ständigen Leihgabe. Selbst mit einem Gespräch kann ein älterer Untermaßfelder seinen Beitrag leisten, der sich an bestimmte Dinge noch erinnern kann, von denen es heute keine Belege mehr gibt.

 

Das Gründungsdatum 17. Juli ist übrigens kein Zufall. Am 17. Juli 1813 wurde im Palais des Untermaßfelder Schlosses die „Arbeits- und Zuchthausanstalt zu Maßfeld“ eingerichtet. Ihre Durchlaucht, Frau Herzogin Louise Eleonore, gab in einer „Bekanntmachung vom 10. November 1812“ gnädigst das genehmigte Reglement zu dieser Einrichtung bekannt. Ob das Gründungsdatum des neuen Vereins auch so lange Bestand haben wird? Zu wünschen wäre es.